Wann haben wir aufgehört uns zu bedanken?

Monica Weinzettl (Österreichische Kabarettistin und Schauspielerin) schreibt in ihrer Kolumne in “Freie Fahrt” – Das Klub Journal des ARBÖ (Auto-, Motor- und Radfahrerbund) Österreichs folgendes:

Wie sagt man? – Danke!

Jeder erschrickt irgendwann in seinem Leben, wenn er erkennen muss, dass ein schleichender Prozess ihn unangenehm verändert hat. Fortschreitendes Alter oder grausame Gewichtszunahme sind nur zwei Beispiele. Solch schleichende Prozesse gibt es auch im Straßenverkehr. Ein schleichender Prozess ist aber bitte nicht mit der tagtäglichen schleichenden Prozession von Blech-Kolonnen zur Stoßzeit auf diversen Stadtein- oder – ausfahrten zu verwechseln – auch wenn er mir genau dort oft auffällt. Ich weiß auch gar nicht, ob ich mit meiner Entdeckung alleine dastehe, oder ob jetzt einigen Fahrern aus dem Herzen spreche: Wann haben wir aufgehört, uns zu bedanken? Erinnern Sie sich noch an dieses flüchtige Hand hochheben über der Mittelkonsole? Diesen huschend nickenden Blick über den Rückspiegel? Oder das kurze Aufflackern der Warnblinker, wenn wir einen anderen Teilnehmer an der Blechprozession beim Spurwechsel behilflich waren? Natürlich muss ich zugeben, dass jene Bereitschaft des Platzhaltens oder des so genannten “Reinlassens” ebenfalls schleichend weniger wird, aber es gibt sie noch. Ich selbst erachte es bei den endlos scheinenden Prozessionen als keinen groben Zeitverlust, dem einen oder anderen das Plätzchen vor mir zu gönnen. Und dann warte ich auf irgendeine Geste der Höflichkeit, eine kleine Anerkennung meiner Großzügigkeit, doch es passiert nichts. Nicht mehr – das ist schade. Das tut ein wenig weh. Viele Möglichkeiten haben wir ja nicht mit dem anderen in Verbindung zu treten, wenn wir in unseren Faradayschen-Käfigen sitzen, umgeben von sicheren Airbags, sattem CD-Sound und summender Klimaanlage. Wir sind dumpf geworden, egoistisch und unhöflich. Es wäre schön, wieder mehr Menschen hinter den Lenkrädern anzutreffen, deren Interesse über die eigene Motorhaube hinausgeht. Über den Sicherheitsabstand hinweg bis zum nächsten Wagen. Ich grüße euch da draußen und ich bedanke mich bei all jenen, die aus ihrem eigenen Käfig hinausblicken, um die schleichende Veränderung anzuhalten.

Sehr geehrte Frau Weinzettl, Sie haben vollkommen Recht und treffen mit Ihrer Feststellung voll ins Schwarze. Leider trifft das, sich nicht zu bedanken, höflich zu sein nicht nur auf das Thema Auto, Straße und Verkehr zu, sondern auch auf den Bereich Einkaufen, anstellen an Kassen und auch auf das ganze Leben zu. Vielleicht sollte sich jeder einmal selbst an der Nase nehmen und sich über das geschriebene “Wann haben wir aufgehört uns zu bedanken?”, etwas nachdenken und Gedanken machen.

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Datum: Freitag, 9. April 2010 8:00
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